Rüdiger Böhm

Musiker, Musikpädagoge

primula-musikschule.de

Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Ich habe im vergangenen Jahr viel vermisst, ich habe viel Neues gelernt – nicht immer ganz freiwillig. In der Musikschule konnte ich über Online- Unterricht das Musikangebot größtenteils weiterführen, wenn auch der direkte Kontakt zum Schüler fehlt und die Ohren durch die schlechte Klangqualität stark gelitten haben. Gut getan hat die große Wertschätzung von Eltern für die Fortführung des Musikunterrichts in Zeiten, wo so viel anderes wegfällt.

Als Musiker in verschiedenen Ensembles sind bei mir die Auftrittsmöglichkeiten fast völlig weggebrochen, unsere Anfang 2020 erschienene CD von „Reinig, Braun + Böhm“ konnten wir bis heute noch nicht live vorstellen.
Die im Frühjahr ins Leben gerufenen „Livestream-Konzerte“ aus der Landauer Festhalle haben der regionalen Kleinkunstszene gutgetan, umso mehr wir spüren konnten, dass live-Musik wirklich ein notwendiges Nahrungsmittel für die Seele ist – für die ausübenden Künstler als auch für unser Publikum.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Bei mir sind Unterstützungsmaßnahmen für weggefallene Konzerte recht unkompliziert angekommen, allerdings reichen die Auswirkungen der nicht stattfindenden Konzerte noch viel weiter in die Zukunft hinein, da wir als Musiker und Veranstalter keine neuen Konzerttermine vereinbaren können.

Motivierend für die kreative, künstlerische Tätigkeit in der Corona-Zeit hat sich bei mir die vom Land RLP ermöglichten Projekt-Stipendien „Im Fokus 6 Punkte für die Kultur“ ausgewirkt. Mit dem Ensemble „ChordaFlautando“ konnten wir mit dieser finanziellen Förderung unsere CD „Edelholz“ zum Ende bringen, die jetzt im März erscheint.

In der „konzertfreien“ Zeit habe ich mit zwei Musikerinnen ein neues Projekt auf die Welt bringen können: „WegGefährten – Lieder zwischen Himmel und Erde“. Mit Hilfe der gleichen Kulturförderungsmaßnahme werden wir im März ein Vorstellungs-Video produzieren.

Was sind Deine Wünsche für die Zukunft der Kulturstadt Landau?

Ich wünsche mir, dass wir gerade jetzt in diesen Zeiten des Wandels unter den Kulturschaffenden zusammenrücken und gut untereinander vernetzt ein gemeinsames Sprachrohr nach außen bilden z.B. über Presse, Lokalpolitik, Musikverbände, um wieder sichtbarer in der öffentlichen Wahrnehmung zu werden. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, sich ohne Auftrittsmöglichkeiten weiter zu motivieren, kreativ zu bleiben und nicht in Resignation und Frust abzutauchen. Gerade wir regionalen Künstler sind jedoch diejenigen, die die Kulturlandschaft in ländlichen, kleinstädtischen Regionen mit Leben erfüllen.