ausgebildete Opernsängerin
Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?
Ich bin ausgebildetet Opernsängerin und Gesangspädagogin und war viele Jahre als Ensemblemitglied solistisch an der Staatsoper Nürnberg beschäftigt. Heute bin ich hauptsächlich als Gesangspädagogin an den Musikhochschulen Mainz und Karlsruhe tätig.
Ich selbst bin nicht mehr so aktiv im Kulturleben verankert, habe inzwischen meinen Hauptschwerpunkt der sängerischen Aktivität auf die lehrende Tätigkeit und die Organisation von Kulturversnstaltungen gelegt.
Zunächst habe ich mich sehr gegen die weiter fortschreitende Digitalisierung in meinem Leben durch und während der Coronakrise gesträubt. Aber durch die Möglichkeit des digitalen Unterrichts komme ich ganz gut mit dem Lockdown zurecht, auch finanziell durch die Lehrtätigkeit an den Musikhochschulen.
Anfangs dachte ich es sei unmöglich, digitale Gesangsstunden zu erteilen, mußte und durfte dann aber feststellen, dass diese Form des Unterrichts durchaus auch interessante, lehrreiche und wertvolle Aspekte des Lehrens und Lernens bietet. Vielleicht kann man auch nach der Krise dieses Medium für bestimmte Lerninhalte und -ziele nutzen.
Auch hatte ich mehr Zeit ohne die Hektik des sonstigen Arbeitstages durch den Wegfall der Fahrstrecken. Diese Entschleunigung meines Arbeitsalltages bringt mir mehr Muße über Inhalte nachdenken zu können, was ich dankbar annehme.
Was allerdings wirklich nicht zu ersetzen ist, sind der soziale und musikalische Austausch. Gemeinsames Musizieren und soziales Zusammensein, der Austausch von Ideen im Angesicht anderer Menschen ist ein kreativer Prozess und unabdingbar für die Entstehung von berührender Musik oder Kunst und Kultur im Allgemeinen. Auch Gesangskurse und Konzerte, die ich in Landau im Haus am Westbahnhof bisher organisiert habe fehlen mir sehr! Dies alles hat so viel mit Leben – Kultur wirklich erleben – zu tun und geht nur im realen Raum.
Aus diesem Grund habe ich vor Jahrzehnten mit angepackt als dieses Kulturhaus in Landau gebaut wurde und habe es seither immer wieder als Klangraum genutzt. Ich hoffe sehr, daß dies bald wieder möglich sein wird und das Haus und sein Verein diese Krise auch finanziell überleben können.
Bund, Land und z.T. auch Kommune bieten verschiedene Hilfspakete und Förderprogramme an. – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?
Was mich persönlich betrifft, hält sich der finanzielle Verlust in Grenzen, da ich die Form des digitalen Unterrichts genutzt habe und auch vergütet bekomme. So fehlt nur ein finanzielles Standbein, nämlich die Gesangskurse und wenige Konzertveranstaltungen, was verkraftbar ist. Daher habe ich auf den Antrag zur Förderung verzichtet, damit Kollegen, die wirklich darauf angewiesen sind, eine größere Chance haben in das Förderprogramm aufgenommen zu werden.
Was sind Deine Wünsche für die Zukunft der Kulturstadt Landau?
Mein größter Wunsch ist, dass aktive, lebendige Kultur im realen Raum mit Interaktion zwischen Kunstschaffenden und Publikum wieder aufersteht und es z. B. im Haus am Westbahnhof oder auch anderswo wieder viel Musik und Tanz, Gelächter und Tränen, Sprache und Gesang, lebendigen Austausch von Ideen und Emotionen geben wird. Dass das Haus am Westbahnhof, wieder Heimat für Heranreifen von Menschlichkeit, d.h. Freiheit von Körper, Geist und Seele werden wird. Dies wird gelingen können, wenn es mit finanziellen Mitteln unterstützt und tatkräftigem ehrenamtlichem Engagement gefüllt werden kann!
Wenn eine Stadt wie Landau solche kulturellen Kleinode zu bieten hat, kann sie sich glücklich schätzen und sollte gerade jetzt um die Vielfalt solcher Einrichtungen kämpfen.
Ich hoffe sehr, dass uns alle Kulturstätten wie die schöne Jugendstilfesthalle und das Alte Kaufhaus oder auch Kulturhäuser nichtstädtischer Träger wie z.B. das Haus am Westbahnhof, erhalten bleiben, um sie nach dieser schwierigen Coronazeit wieder mit Leben zu füllen.