Anja Hey

Künstlerin und Galeristin

kunstkammer-landau.de

Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?

Der erste Lockdown hat mich extrem ausgebremst. Meine KunstKammer in Landau konnte in zwei Jahren gerade die ersten fünf Ausstellungen unterschiedlicher Künstler ausrichten. Und auf die geplante KUNST NACH(T) LANDAU hatte ich mich riesig gefreut, weil die KunstKammer dadurch einen Bekanntheitsschub erfahren hätte. Für diese Nacht hatte ich tolle Musiker engagiert und vieles vorbereitet. Diese erste Ausstellung 2020 wäre eine meiner eigenen Arbeiten gewesen, für deren Entstehung ich zwei Jahre jede freie Minute genutzt hatte. Das Absagen weiterer Ausstellungen folgte dann, als klar wurde, dass sich die Situation nicht so schnell wieder bessern würde.

Darauf folgte eine Zeit mit viel Freiraum, die ich mit einer neuen Ruhe beim Malen und Modellieren dann doch wirklich genossen habe. Außerdem habe ich sie auch genutzt, um Künstler für zukünftige Ausstellungen zu finden und mich mit ihren Arbeiten zu befassen. Die plötzliche Leere in unserem Terminkalender, die vielen gemeinsamen Stunden mit meiner Familie haben sich anfangs, vor allem im Sommer tatsächlich angefühlt wie Urlaub. Vor allem im Vergleich dazu, wie durchgetaktet unser Leben vorher war.

Dadurch, dass aber nicht abzusehen war, wann sich das ändert und wann man wieder konkret planen kann, hat sich meine Arbeit wieder völlig verlagert. Es fehlt mir sehr, mich mehr und intensiver mit Kunst zu befassen, sowohl ausführend, als auch im Dialog mit anderen Künstlern. Kunst führt die Menschen zusammen, was in Zeiten von Isolation und Abstand einfach so nicht mehr funktioniert.

Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?

Da ich die Kunst schon seit fast 30 Jahren als zweites Standbein lebe, war ich zum Glück nicht auf Hilfspakete angewiesen. Dafür, die Kunstkammer durch meine Arbeit an anderen Projekten halten zu können, bin ich sehr dankbar. Und dass diese Hilfspakete und Förderungen anderen freischaffenden Künstlern die Existenz sichern, damit sie weitermachen können, empfinde ich als unverzichtbar wichtig, auch wenn ich mitbekomme, dass es trotzdem für viele extrem schwierig ist.

Was sind Deine Wünsche für die Zukunft der Kulturstadt Landau?

Gerade weil die Möglichkeiten, sich zu begegnen so dermaßen eingeschränkt sind und sich aber auch zeigt, dass die digitale Vernetzung Chancen bietet, diese Durststrecke zu nutzen, wünsche ich mir eine Plattform für Künstler und Veranstalter unserer Region im Internet: Eine website, auf der sich die Künstler unserer Region mit dem, was sie tun, vorstellen können. Und eine Kampagne, die diese Plattform bewirbt, so dass möglichst viele Künstler und Veranstalter dort zu finden sind. Es gibt Plattformen, die so etwas bieten, aber diese sind für viele zu teuer. Es wäre so wünschenswert, dass die Verantwortung und Kosten für solch eine Plattform von öffentlicher Hand getragen werden.

So ein Projekt könnte wachsen und sich wiederum mit offiziellen Seiten verlinken. Dort könnte man sich zumindest digital begegnen und dadurch auf dem Laufenden sein, was die Kollegen aktuell tun und planen. Im besten Fall könnte daraus ein Veranstaltungskalender erwachsen, der auch für alle Kunst- Interessierte einen wirklich umfassenden Überblick über die Aktivitäten der Kunst- und Kulturszene unserer Region bietet.