Sänger und musikalischer Leiter
Wie erlebst Du die Zeit der Corona-Krise? Wie wirkt sich das auf Deinen Alltag und Dein Schaffen aus?
Corona und die Kontaktbeschränkungen kamen direkt vor Beginn der Hochzeitssaison. Anfangs wurden einzelne Termine abgesagt. Aber recht schnell war klar, dass uns die Pandemie länger begleiten wird. Und mir ging es wie vielen anderen Künstlern und Hochzeitssängern auch: Alle verbliebenen Termine für 2020/21 wurden ebenfalls abgesagt.Zum Glück hatte ich einen Plan B und ein weiteres Standbein. Daher konnte ich bisher die Verdienstausfälle zumindest zum Teil ausgleichen.Aber es geht einem Künstler ja nicht nur um den Beruf, sondern auch um die Berufung. Bisher hat für mich ein großer Teil des Jahres daraus bestanden, Brautpaare an einem ihrer schönsten Tage musikalisch begleiten zu können. Dieses Gefühl ist nun seit mehr als einem Jahr nicht mehr präsent und das zehrt im Alltag sehr an den Kräften und am Durchhaltevermögen.
Auch die künstlerische Arbeit in unserem Musicalensemble „Musical Tonight“ ist nahezu zum Erliegen gekommen. Mitten in den Planungen für das nächste Konzert konnten keine Proben mehr stattfinden. Und als es mit Abstandsregeln wieder möglich war, scheiterte es teilweise an geeigneten Räumlichkeiten, wo 8-10 Sänger mit genügend Abstand singen können bzw. dürfen. Wir haben es trotzdem geschafft, Ende 2020 ein neues Programm fertig geprobt auf die Beine zu stellen. Durch den „Lockdown“ ab November durften wir es dann jedoch endgültig absagen und alle Ticketvorbestellungen stornieren, da auch ein Streaming-Konzert u.a. aufgrund der Kontaktbeschränkung und eines geeigneten Raumes nicht realisierbar war.
Die Proben finden momentan ausschließlich online statt. Aber sinnvolles gemeinsames Proben ist dadurch nicht möglich. Es ist allenfalls Schadensbegrenzung, um nicht komplett den Bezug zu den Mitsängern zu verlieren und um das Gruppengefühl aufrecht zu erhalten.
Ich erlebe fast täglich, dass viele Menschen die Situation der Veranstaltungsbranche falsch einschätzen und sich über die „vermeintlichen“ Probleme wundern. Kunst wird leider bei weiten Teilen der Bevölkerung als selbstverständlich angesehen und darf ja vor allem auch nichts kosten. Daher wird auch nicht verstanden, dass entgangene Gagen Existenz bedrohend sind.
Es wurden jede Menge Hilfspakete geschnürt – auch für Kulturschaffende und die Veranstaltungsbranche. Funktioniert das für Dich?
Ich habe bisher keine Förderung erhalten, da ich einerseits durch den Zusatzjob etwas Geld verdienen kann und andererseits mit Ersparnissen und ohne Betriebskosten, wie so viele Solo-Selbstständige, nicht von den Programmen berücksichtigt werde.
Außerdem sind die bürokratischen Hürden und die fehlende Sicherheit in Bezug auf Rückzahlungen für viele in der Veranstaltungsbranche ein sehr großes Problem.
Was sind Deine Wünsche für die Zukunft der Kulturstadt Landau?
Ich wünsche mir, dass das Ansehen und die Wertschätzung von Kunst und Kultur in der Bevölkerung steigt. Dass nicht mehr nur nach dem Preis sondern nach dem Wert beurteilt wird, den es für jeden hat.